Lavendel, die duftende Augenweide
Die beeindruckend schönen Felder, auf denen er wächst, sind ein beliebtes Motiv vieler Maler. Wenn der Lavendel mit sattem Lila alle Augen auf sich zieht, ist in der Provence Hochsaison. Dann verströmt der Lavandula angustifolia, wie der echte Lavendel mit botanischem Namen heißt, seinen typischen Duft.
Botanische Merkmal:
Lavendel gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) und damit zur selben Pflanzenfamilie wie bspw. Minze und Salbei. Der kugelige Halbstrauch, d.h. er verholzt nur im unteren Bereich der Pflanze, erreicht eine Höhe von etwa 60 cm. Oft zeigen sich die jungen Zweige vierkantig. Viele der etwa 28 - 37 Arten werden aufgrund des Duftes und des üppigen Blütenbilds in Gärten und auf Balkonen gepflanzt. Ursprünglich stammt der Lavendel aus dem Mittelmeerraum und bevorzugt warme Hänge und nährstoffarme, durchlässige Böden. Saison hat Lavendel, je nach Sorte von Juni bis November.
Woher kommt der Name Lavendel?
Seinen Namen Lavendel verdankt er übrigens den alten Römern. Sie erkannten das Potenzial der schönen Pflanze als Duftöl-Quelle, denn alle Pflanzenteile enthalten ätherische Öle. Die Römer nutzten das für ihr Badewasser. Waschen heißt lateinisch „lavare“. Eine andere Theorie leitet den Namen von „levare“ ab, was „erleichtern“ oder auch „abwehren“ bedeutet.
Lavendel als Heilpflanze:
In der Geschichte der Naturheilkunde spielt Lavendel schon sehr früh eine Rolle. Gegen Kopfläuse wurde er von Hildegard von Bingen empfohlen und gegen Pest und Cholera im 16. und 17. Jahrhundert eingesetzt. Auch Königin Elisabeth I. von England kannte die beruhigende Wirkung von Lavendel. Sie litt unter Migräne und trank deshalb häufig Lavendeltee. Im späten 19. Jhd. nahm Lavendel schließlich seinen festen Platz in der Reihe der Heilpflanzen für medizinische Verwendung ein.
Lavendel ist die Arzneipflanze des Jahres 2020. Gründe für die Wahl gibt es viele, doch der Hauptgrund ist sicher die Vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Neue Studien belegen die Wirksamkeit von Lavendel bei Schlafstörungen in Zusammenhang bei psychischen Belastungen. .
Wofür Lavendel heute verwendet wird:
In der modernen Naturheilkunde wird die Sorte Lavandula angustifolia officinalis (Arzneilavendel) verwendet. Der Einsatz von Lavendel gegen Schlafstörungen ist allgemein bekannt. Man macht sich hier die ätherischen Öle zu Nutze. Linalool und Linalylacetat beruhigen das Nervensystem, wirken krampflösend.
Doch wie kann die beruhigende, angstlösende Wirkung des Lavendelöls erklärt werden? Dazu muss zuerst erklärt werden, wie es bspw. zu einer nervösen Unruhe kommt. Diese tritt z. B. bei einer Reizüberflutung auf. Reize werden von Nervenzellen als elektrische Ladung wahrgenommen. Trifft ein Reiz auf eine Nervenzelle, öffnet sich der Calcium-Kanal an der Zellwand und Calcium-Ionen strömen hindurch. Jetzt werden Botenstoffe benötigt, um den Reiz an die nächste Nervenzelle weiterzugeben. Dies geschieht über Verbindung zwischen Nervenzellen, den sogenannten Synapsen. Bei einem gestörten Mechanismus durch bspw. zu viele Reize, bleiben die Calcium-Kanäle offen. In diesem Fall werden zu viele Botenstoffe ausgeschüttet. Unruhe, Nervosität, Angst steigen an. Das kann dann sich in einer Schlafstörung zeigen.
Lavendel enthält Linalool und Linalylacetat. Diese Stoffe können Calcium-Kanäle blockieren und so für mehr innere Ruhe sorgen.
Auch bei Magen-Darm-Problemen sind Inhaltsstoffe des Lavendels hilfreich. Die Gerbstoffe unterstützen die Heilung der Darmschleimhaut bspw. bei Diarrhö. Die krampflösenden Eigenschaften des Lavendelöls können Verspannungen und Blähungen lösen und wirken positiv auf den Gallenfluss. Schon im ersten Weltkrieg wurden Verletzte mit Lavendelöl behandelt. Wunden wurden damit desinfiziert. Heute weiß man um die antiseptische Wirkung des Arzneilavendels und kann dessen Öl guten Gewissens bei Juckreiz, kleinen Wunden oder auch bei Sonnenbrand einsetzen.
Tipps:
- Zur Blütezeit des Lavendels, im Sommer, kann er als natürliches Mittel (pur oder im Mischungsverhältnis 1:1 mit Alkohol) gegen Stechmücken eingesetzt werden.
- Ein paar Blüten ins Badewasser gestreut ergeben ein entspannendes Duftbad.
- Auch zum Kochen und Backen eignet sich Lavendel. Der würzige, auf der Zunge leicht süßliche Geschmack ist sehr intensiv. Daher sollte man Lavendel eher sparsam verwenden. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und reichen von Dessert und Backwerk über Fleisch- und Fischgerichte bis hin zum Getränk.